Die Region Aquitanien im Südwesten Frankreichs rund um die Stadt Bordeaux ist für viele Wellenreiter der Inbegriff von Surfvergnügen. Aber hat diese Region auch Wind zu bieten, wie ist es dort für Kitesurfer? Gibt es überhaupt Kitespots, wie sind die Verhältnisse und welche Kitegrößen benötigt man.
All das haben wir uns auch gefragt als wir zu unserem Roadtrip nach Aquitanien aufgebrochen sind. Leider findet man im Internet meist nur veraltete und sehr vage Informationen, aus diesem Grund habe ich die ganze Kiterange inklusive meinem Levitaz Kitefoil eingepackt um sicher zu gehen, dass ich in Frankreich auch aufs Wasser komme.
Unterwegs waren wir mit unserem VW Bus Luigi, die Anreisezeit aus der Nähe von Salzburg betrug ca. 15 Stunden. Wir sind Abends losgefahren und haben irgendwo auf einem Parkplatz etwas abseits der Autobahn vor einem Campingplatz mitten in der Nacht angehalten, haben dort ein paar Stunden geschlafen und sind frisch und fröhlich am nächsten Morgen mit einem Kaffee und einem Croissant frisch von der örtlichen Bäckerei weiter gefahren.
Bevor es aber an die Küste Aquitaniens zum Kitesurfen geht, mussten wir uns unbedingt die Stadt Bordeaux und ihre Denkmäler ansehen. Nachdem wir ohnehin nicht ausschließlich einen Kitesurf-Urlaub geplant hatten und die Forecast es zuließ, haben wir uns in aller Ruhe diese wunderschöne Stadt angesehen und die französische Küche gehuldigt. Genächtigt haben wir standesgemäß auf dem Campingplatz "Village du Lac". Direkt vor dem Campingplatz gibt es eine direkte Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmittel in die Innenstadt von Bordeaux.
Nur etwas über einer Stunde entfernt von Bordeaux liegt der Lac de Biscarrosse. Beinahe an der Küste, nur durch einen kleinen Landstrich getrennt, liegt der Süßwassersee sehr idyllisch inmitten von Pinienwäldern. Die Kitespots liegen am südlichen Ende des Sees und können sowohl öffentlich als auch über den am See liegenden Campingplatz betreten werden.
Der Wind kommt hier Sideon- bzw. Onshore an den Spot. Der Boden an Land ist sandig und bietet genügend Platz zum Aufbau des Kites. Der Wind ist thermisch unterstützt und funktioniert laut Locals am besten mit einhergehender Nordwest Strömung. Dennoch wird dieser Wind nicht allzu stark und wird in der Regel unter 20 Knoten bleiben.
Betritt man vom Campingplatz aus den See, so muss man einige Meter gehen, damit man genug Wasser unter den Finnen hat um losfahren zu können. Ich bin hier ebenfalls mit dem Kitefoil unterwegs gewesen und musste mehrere hundert Meter Bodydraggen um eine Wassertiefe zu erreichen, die es zulies mit dem Kitefoil (96cm Mast) zu starten.
In der Nähe des Ufers durchziehen auch immer wieder Steinplatten den Grund. Der Uferbereich bietet zwar aufgrund des geringen Wasserstandes tolle Flachwasser Bedingungen allerdings sollte man die genannten Steinplatten nicht vergessen.
Direkt am Strand des Campingplatzes gibt es auch eine Kiteschule. Als wir dort waren, hatte die Kiteschule geschlossen.
Dies Stimmung an diesem Campingplatz und am Kitespot ist sehr angenehm, wohlgemerkt waren wir außerhalb der Saison vor Ort. Beste Windmonate für die Thermik sind von Mai bis Mitte August. Im Anschluss wird man hier nur sporadisch Wind finden.
Wenn genügend Wind vorhanden ist und wer gut und gerne in Wellen Kitesurfen geht, der kann auch ein paar Kilometer weiter direkt am Strand seinen Kite aufbauen und am Meer seinen Kite aufbauen. An Platz mangelt es kaum.
Die Lagune ist einfach riesig und beginnt direkt an der Dune de Pilat. Für eine Umrundung mit dem Auto sollte man auf jeden Fall 2 Stunden einrechnen. Leider ist die Lagune von Arcachon sehr Tidenabhängig und wir hatten dort keinen Wind. Aber beim nächsten Mal, wenn wir in dieser Gegend sind, will ich dort unbedingt Kitesurfen gehen.
Der Lac d'Hourtin ist ebenso wie der Eingangs erwähnte Lac de Biscarrosse von Pinienwäldern umzäunt und liegt inmitten eines Naturparadieses. Wir hatten das Glück und konnten mit Pascal, dem Besitzer des Wassersportzentrums Evolution 2, in Lacanau eine Runde mit dem Motorboot auf dem See zu drehen.
Er hat uns sein Schulungsrevier gezeigt und uns die Bedingungen am See und den Kitespot gezeigt. Insgesamt ist auch dieser See ein Leichtwindrevier. Die Thermik funktioniert von Mai bis Mitte August und bleibt in der Regel unter 20 Knoten. Das Wasser sieht sehr dunkel aus und wirkt am Ufer leicht bräunlich. Auch dieser See ist relativ seicht, auf meine Nachfrage hin, sagt er uns aber, dass es hier viele Kitefoiler gibt. Allerdings seien wir im September schon etwas spät dran um die verlässliche Thermik im Frühjahr und den Sommermonaten auskosten zu können. Wer nicht mit dem Boot an den Spot kommt, der muss den Landweg nehmen. Der Kitespot ist im Sommer natürlich auch Liegewiese für Badegäste, ein Sandstrand lädt hier für alle Aktivitäten ein.
Der Wind benötigt auch hier eine Nordwestliche Richtung und Thermikbedingungen um in Fahrt zu kommen. Neben den Kitesurfern beanspruchen auch noch die Entenjäger den See als ihr Revier. Pascal erzählt uns, dass es hier bisher ein gutes Auskommen gibt, da die Entenjäger meist zu anderen Tageszeiten auf der Pirsch sind.
Auch hier gilt: Wer sich gerne in den Wellen austobt, ist in Lacanau Ocean herzlich dazu eingeladen. Aber Vorsicht die Atlantikwelle ist nichts für Anfänger und der Shorebreak macht es einem nicht leichter aufs Wasser zu kommen. An den Stränden ist grundsätzlich genügend Platz.
Ich habe in Lacanau Ocean mit einem Kiteschul-Besitzer gesprochen, der hat uns erzählt, dass Kitesurfen an jedem Strand erlaubt ist. Dennoch würde ich nicht unbedingt den Plage Central wählen, hier sind bei schönem Wetter sehr viele Surfer und auch Kinder im Wasser und am Strand. Zwischen dem Central Plage und dem Plage Sud gibt es einen Strand mit rollstuhlgerechtem Zugang. Der Unterschied besteht lediglich am Weg über die Dünen, der es durch die Holzbretter leichter macht um an den Sand zu gelangen. Wir haben an diesem Strand mehrere Kitesurfer angetroffen und haben eine feine Nachmittagsbrise ausgenutzt, um mit dem 12er Kite und einem Waveboard aufs Wasser zu kommen.
Wir waren im September unterwegs, wie uns Locals mehrmals geschildert haben, ist die Windsaison von Mai bis Mitte August. In dieser Zeit sollte man sehr oft in den Genuss des thermischen Windes kommen. Insgesamt ist und bleibt diese Region aber ein Leichtwindrevier, starke Winde wird man hier nur mit einhergehendem Sturm vorfinden.
Falls man aber Wellenreiten, Kitesurfen, Wandern oder ausgiebige Mountainbike-Touren mit Kultur, Camping und leckerem Essen verbinden möchte, dann ist man in dieser Region Frankreichs sehr gut aufgehoben. Wir haben wunderschöne Orte entdeckt und weitläufige menschenleere Strände vorgefunden. Ideal für einen Roadtrip um mit Land und Leuten in Kontakt zu kommen.
Das könnte ebenfalls interessant sein für dich: