Hyères liegt etwa 150 Kilometer südwestlich von Nizza und ist gerademal 180 Kilometer von der italienischen Grenze entfernt, dennoch kann man von München oder Salzburg mit einer Fahrtzeit von ca. 11 Stunden und beinahe 1.000 Kilometern pro Strecke rechnen. Für ein verlängertes Wochenende wohl zu weit, aber wer ein paar Tage Urlaub mitbringt, kommt auf der Halbinsel Almanarre bestimmt aufs Wasser! Die Bucht von Almanarre zählt zu den beliebtesten Kitesurf Revieren Frankreichs.
Wir waren im Frühjahr 2019 für knapp 3 Wochen Ende April/Anfang Mai am Camping International in Giens. Für uns war es die erste Reise nach Südfrankreich und wie immer waren wir mit dem VW Bus und unserem Vorzelt unterwegs.
Von München kommend führt die kürzeste Strecke über den Bodensee, Mailand, Genua und dann der Küste entlang an Monaco und Cannes vorbei nach Hyères. Hier fällt allerdings in der Schweiz Maut an.
Wer allerdings bereits in Österreich die Vignette für das ganze Jahr bezahlt hat, der kann auch über den Brenner an Bozen vorbei Richtung Genua und ebenso der Küste entlang nach Hyères fahren.
Wer so wie wir noch weiter östlich zuhause ist, kann ebenso den viel befahrenen Brenner meiden und über Kärnten nach Italien und über Udine, Padua nach Verona und Genua fahren. Ab Genua ist die Strecke immer dieselbe.
Insgesamt kann man beinahe die gesamte Strecke auf der Autobahn fahren, wobei man natürlich in Italien und Frankreich ebenso wie in Österreich oder der Schweiz Maut bezahlen muss. In Frankreich und der Schweiz werden Geschwindigkeitsübertretungen streng geahndet und sind zudem nicht billig.
Die Hauptwindrichtung ist West bis Nordwestwind - auch Mistral genannt. Wenn sich über Deutschland und Österreich ein Tiefdruckgebiet bewegt und somit schlechtes Wetter herrscht, dann ist Mistralzeit in Südfrankreich. Das heißt Südfrankreich ist ein guter Ausweichspot, wenn aufgrund des schlechten Wetters die Thermikspots in der Österreich/Deutschland und Italien nicht funktionieren.
Stellt sich über Mitteleuropa ein Hochdruckgebiet ein, dann kommt in Hyères oftmals Ostwind auf. Nachdem die Halbinsel weit ins Mittelmeer hineinragt, kann man sowohl östliche als auch westliche Windrichtungen gefahrlos kiten. Hierzu muss lediglich auf die andere Seite der Halbinsel gefahren werden.
Der Mistral erreicht an manchen Tagen 30 – 40 Knoten. Je nördlicher die Windrichtungen, desto böiger der Wind, da der Wind dann über das Festland kommt. In der Regel ist der Wind immer stärker als in der Vorhersage und legt am Nachmittag noch zu. Der Mistral ist in Südfrankreich ein Schönwetterwind und weht meist mit Sonnenschein. Die Thermik am Nachmittag reicht auch an Tagen mit nur wenigen Knoten Grundwind zumindest für eine Foilsession.
An den Ostwindtagen weht der Wind in der Bucht von Almanarre Offshore und bügelt das Wasser Seidenglatt. Nachdem es kein Rescue gibt, empfiehlt es sich auf die andere Seite der Insel zu fahren und zum Beispiel in „La Bergerie“ oder „La Badine“ aufzubauen, wobei zweit genannter Spot bei südöstlicher Richtung leicht abgedeckt ist und deshalb böig sein kann.
Der Ostwind wird in Hyères nicht ganz so stark wie der Mistral, man kann allerdings mit 3-5 Windstärken rechnen.
Im Frühjahr und Herbst, wenn keine Badegäste den Strand für sich beanspruchen, ist wohl die beste Zeit für diesen Kitespot. Der Kilometerlange Sandstrand bietet unglaublich viel Platz zum Aufbauen und Starten der Kites und selbst an Tagen mit vielen Kitesurfern wird es am Wasser nicht allzu eng. Wie bereits oben erwähnt haben wir uns am Camping International in Giens eingemietet, es ist zwar nicht möglich direkt an der Windsurfschule mit dem Kite zu starten, aber der Fußweg zum Strand beträgt nur wenige Minuten.
In den Sommermonaten gehe ich davon aus, dass man ausschließlich in der gekennzeichneten Kitezone in der Mitte der Bucht von Almanarre starten und landen darf. Die Zone ist am Wasser mit Bojen markiert und meiner Ansicht nach nicht allzu groß.
Wenn der Mistral mit voller Kraft weht, baut sich in der Bucht ein schöne Windwelle auf, die an manchen Stellen bis zu 2 Meter hoch werden kann. Auch wenn es mit dem Directional in Hyères Spaß macht, gibt es dennoch bessere Spots für Wavekiter. Frankreich ist seit jeher eine Kitefoil Nation gewesen und das sieht man auch am Wasser. Selbst bei Starkwind sieht man immer noch einige Kitefoiler mit wahnwitzig kleinen Kites am Wasser herumflitzen. Die etwas choppy Bedingungen bei auflandigem Mistral machen Twintip Fahrern etwas zu schaffen, bieten aber dennoch so manche Absprungrampen.
An diesem Kitespot gibt es keinen nennenswerten Gefahren oder Hindernisse, welche nicht ohnehin gekennzeichnet sind. Bei den auflandigen Bedingungen bringt die Strömung mal mehr mal weniger Seegras ans Ufer, dies stellt zwar keine Gefahr dar, riecht aber manchmal etwas unappetitlich.
Neben Kitesurfen oder Windsurfen bietet die Umgebung allerhand, ist es doch ein klassischer Urlaubsort für Ruhesuchende und Strandurlauber. Von ausgiebigen Inselwanderungen durch den Nationalpark, über den Besuch der umliegenden Inseln mittels Fähre, empfiehlt es sich auch eines der zahlreichen Weingüter rund um Hyères zu besuchen und dort Wein für zuhause einzukaufen.
Die Altstadt von Hyères ist ebenso sehenswert wie die zahlreichen Flamingos in den Salzseen auf der Halbinsel Almanarre. Eine Stand up Paddle Tour in der Bucht der Küste von La Madrague entlang können wir absolut empfehlen!
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