An klaren Tagen sieht man von Tarifa ganz ohne Fernglas nach Marokko, an der engsten Stelle trennen nur 14km die südlichste Stadt des europäischen Festlandes mit Marokko. Dazwischen die Straße von Gibraltar, die meistbefahrene Wasserstraße der Welt. Bereits im Mittelalter und davor war diese Route bei Seeleuten sowohl bekannt, als auch gefürchtet. Die starken Winde in Verbindung mit den auftretenden Meeresströmungen machten hier den Seeleuten seit jeher zu schaffen. Der hohe Salzgehalt des Mittelmeeres erzeugt eine Tiefenströmung welche es in früheren Zeiten Schiffen unmöglich machte aus eigener Kraft Richtung Atlantik zu segeln. Nur durch den Einsatz eines Treibankers war es möglich die Straße von Gibraltar zu passieren.
Die Besiedelung dieser Gegend reicht etwa 60.000 Jahre zurück und kann durchaus als eine Wiege der Menschheit in Europa betrachtet werden.
Aufgrund von archäologischen Funden lässt sich belegen, dass Tarifa und die nahe gelegene Stadt Cadiz bereits zu Beginn des 1 Jahrhunderts vor Christi zuerst von den Phöniziern gegründet und später von den Römern besiedelt worden sind. Etwas nördlich von Tarifa in der Nähe von Bolonia findet sich die besterhaltene römische Siedlung in Andalusien.
Der Name Tarifa stammt allen Anschein nach von einem Berber-Heerführer names "Tarif abu Zura". Er führte um 700 ein Heer gegen Tarifa und legte damit den Grundstein für das militärische Vordringen der Berber auf europäischem Festland. Die mächtige Burg am Hafen wurde etwa 250 Jahre später von dem Kalifen von Cordoba erbaut und diente der Verteidigung der Stadt. Man musste damals ständig Überfälle von Fatimiden und Wikingern befürchten. Die weiß gestrichenen Häuser der Altstadt mit ihren eng verwinkelten Gassen werden den Mauren zu geschrieben. Die Häuser werden auch heute noch regelmäßig gekalkt - nicht nur aus ästhetischen Gründen - man sagt dem Kalk auch eine antibakterielle Wirkung nach.
König Sancho IV von Kastillen eroberte mit einem katholischen Heer um 1290 Tarifa zurück, doch kurze Zeit später wurde die Stadt von den Meriniden belagert. Mag man der Legende glauben, so entführten sie den Sohn des Kommandanten der Stadt und drohten mit Mord sollte Kommandant Guzman El Bueno die Stadt nicht übergeben. Dieser jedoch warf den Meriniden seinen Dolch entgegen um den Sohn zu töten, doch niemals würde er seine Stadt aufgeben. Er wird bis heute von den Spaniern geehrt und auch die Burg in Tarifa trägt seither seinen Namen.
Der zunehmende Schiffsverkehr vor allem mit Amerika bescherte Tarifa im 16. und 17 Jahrhundert einen Aufschwung, bevor es dann mit der Kolonisation von Amerika wieder rasch an Einwohnern und Ansehen als Handelshafen verlor. Die Fischerei gewann wieder an Bedeutung, diese war bereits seit der Römerzeit eine der Haupteinnahmequellen der Bevölkerung.
Erst als sich in den 1980er Jahren des letzen Jahrhunderts Touristen für die Region und den Wind um Tarifa zu interessieren begannen, änderten sich die Einnahmequellen abermals. Mit dem Aufkommen des Windsurf-Tourismus erlebte die Stadt einen erneuten Aufschwung und ist bei Wind- und Kitesurfern aus der ganzen Welt ein beliebter Hot-Spot.
Der Levante, ein Ostwind, weht in Tarifa schräg ablandig, dann bügelt er am Stadtstrand die Wellen nieder und es entsteht eine geniale Flachwasserpiste und ein Freestyle Revier. Meist sind dann Locals mit ihren Kites anzutreffen, man sollte sich bei diesen Bedingungen jedoch immer vor Augen halten was passieren kann, wenn mal nicht alles glatt läuft. Allerdings kann man den Levante ohne Probleme an anderen Kitespots rund um Tarifa gefahrenlos rocken. Der Levante kommt immer übers Land und ist damit ein sehr böiger Wind. Dazu kann der Levante auch richtig stark werden, wir haben in den Böen 9 Windstärken erlebt. Mit den damit einhergehenden Wellen sollte man ganz genau wissen, wo die eigenen Grenzen liegen. Das Phänomen Levante tritt rund um das ganze Jahr auf, wobei man diesen Wind am häufigsten zwischen Mai bis Oktober mit Ausnahme Juli, August erwischt. Dabei kann eine Levante-Periode oft mehrere Wochen dauern und treibt die Menschen vor Ort beinahe in den Wahnsinn.
Der Poniente ist ein Westwind und bringt kühle Luftmassen vom Atlantik, dabei weht er nicht annähernd so stark wie der Levante. Der Vorteil des Poniente für Kitesurfer liegt darin, dass dieser Wind an den meisten Spots side bis onshore und auch konstanter weht. Auch für diesen Wind sollte man sich ein wenig mit den Kitespots um Tarifa auskennen, um die idealen Bedingungen zu erwischen.
Im Winter kann auch der Südwind eine gehörige Rolle mitspielen, meist bringt dieser Wind Regen und eine ordentliche Welle mit sich. Da das Wasser aber ganzjährig angenehme Temperaturen mit sich bringt, kann man selbst im Winter ein paar hartgesottene beim Schwimmen im Meer beobachten.
Tarifa bietet alles was das Surferherz begehrt. Eine beinahe unglaublich große Anzahl an Bars, kleinen Kaffees und Restaurants mit aller Herren Länder Geschmäcker von gut und günstig, von bis edel und teuer. Es wird tatsächlich alles geboten was das Herz begehrt. Wir haben in traditionellen Tapas Bars mit Spaniern gespeist und haben uns aber ebenso eine hervorragende Pizza in der "La Trattoria" gegönnt, die einerseits nicht ganz günstig und zum anderen von einem unfreundlichen Service begleitet war. Die besten Chimijangas findest du übrigens im Restaurant "Girasol", ein Tex Mex Restaurant mit schönem Ambiente und tollem Preis-Leistungs-Verhältnis.
Aber auch für das Frühstück finden sich einige tolle Möglichkeiten, sehr gerne waren wir im "Surla" und im "Cafe Azul". Beide kann man leider nicht als Geheimtipp bezeichnen und so kann es schon vorkommen, dass man ein wenig auf einen Tisch warten muss.
Etwas gewöhnungsbedürftig sind für uns die Öffnungszeiten der Lokale, vor allem die Tatsache, dass die meisten Restaurants erst um 20.00 Uhr öffnen.
Ein Highlight sind auch die vielen alternden Hippies, die sich in und um Tarifa bewegen. Manche dürften tatsächlich in den 1980er Jahren angereist sein und für immer ihr Zuhause gefunden haben. Man kann auf der Schweinewiese - einem der Surfspots um Tarifa - die alten Hippie Busse sichten, von denen viele mit Sicherheit nicht mehr fahrtüchtig, aber noch immer bewohnt sind. Während des Winters leben einige der Bewohner mit Hunden als natürliche Heizung und reiten noch immer auf ihrer Welle. Ab und zu huscht auch in den Straßen von Tarifa ein Spanier an uns vorbei und flüstert uns ein fragendes "Haschisch" zu. Auf unseren erstaunten Blick setzt er noch mit einem "You want Marihuana" nach und verschwindet sogleich um die nächste Ecke.
In Tarifa findest du alles und davon eine Menge. An der Stadtausfahrt zur Hauptstrasse reiht sich ein Kiteshop nach dem anderen. Falls du etwas zu Hause vergessen hast, musst du keine Angst haben, du wirst es in Tarifa bekommen. Wer allerdings glaubt hier ein Schnäppchen machen zu können, der ist auf dem Holzweg Die Sachen kosten das gleiche und teilweise ein wenig mehr als zuhause in Deutschland oder Österreich.
Tarifa hat sehr viele Kitesurf Profis hervor gebracht. Gisela Pulido, aktuell 10fache Weltmeisterin, ist nur eine Tochter dieser Stadt. Ihre Familie betreibt natürlich auch einen Kiteladen und eine Kiteschule. Darüber hinaus laufen einem aber immer wieder die Stars und Profis der Szene über den Weg, wenn man aufmerksam durch die Straßen von Tarifa wandert.
Die tollen bunten Shirts mit billigen Aufdrucken in den Strassen und Gassen von Tarifa sehen zwar toll aus, werden aber aller Wahrscheinlichkeit nach nicht allzu viele Waschgänge überstehen. Wir konnten hier leider keine Schnäppchen entdecken.
Das könnte ebenfalls interessant sein für dich: