Lifetravellerz - Reise, Vanlife und Kitesurf BLOG

10 Kitemythen - Nachgefragt bei den Kiteherstellern!

Kitemythen - Kitehersteller - Kitesurfen - Traunsee - Kiten - Salzkammergut

Egal ob am Kitespot oder in auf den einschlägigen Seiten und Foren im Internet: Kitesurfer diskutieren ständig über Material. Jeder tut nach bestem Wissen seine Meinung kund und so werden Gerüchte in die Welt hinaus getragen. Wenn viele Menschen die selben Gerüchte erzählen, dann entwickelt sich daraus eine gewisse Wahrheit, man nennt es auch gefährliches Halbwissen. Das geht sogar soweit das am Kitestrand Kites aus verschiedenen Jahrgängen übereinander gelegt und mit Lineal vermessen werden. Gewappnet mit diesem "Wissen" wird dann im Internet Brandschatzung betrieben, allerhand Behauptungen aufgestellt und sogar Firmen diffamiert. 

 

Um den Spekulationen zu einigen dieser ewig ungeklärten Diskussionen ein Ende zu setzen, haben wir die Hersteller direkt um ihre Antworten gebeten. Zu jeder unserer 10 Kitemythen gibt es jeweils eine Antwort von 5 verschiedenen Kite-Herstellern. 

Nachgefragt bei den Kiteherstellern

Um an möglichst professionelle und objektive Antworten zu kommen, haben wir unabhängig voneinander verschiedene Kitehersteller befragt. Alle Produzenten erhielten dieselben Fragen und hatten gleich lang Zeit für die Beantwortung. Um den Beitrag interessant zu gestalten, haben wir ausdrücklich darauf hingewiesen, dass zuviele Marketingphrasen nicht veröffentlichen werden. 

 

Ein Kiteproduzent hat uns darauf hingewiesen, dass es wohl 4 Wochen dauern würde die 10 Kitemythen zu beantworten und selbst dann sei es nicht sicher, ob man dies hinbekommen würde. Wir sollen die Antworten in den FAQs nachlesen. Anmerkung der Redaktion: "Ja, nee is klar oder?"

Kitemythen

1. Schadet Salzwasser meinem Kite?

  • North Kiteboarding: Grundsätzlich sind Kites aus Polyester hergestellt und wenig empfindlich auf Salzwasser. Jedoch schädigt die Kombination von Salzwasser, Hitze und harte Sonneneinstrahlung das Material. 
  • JN Kites: Ja, aber erst nach Austrocknung weil dabei kleinst, scharfkantige Salzkristalle auskristallisieren die an Nähten, Tuch und Dacron scheuern können. Abhilfe - Kite nach dem Urlaub oder von Zeit zu Zeit mit Süßwasser spülen. Gleiches gilt für die Bar! Möglicherweise löst sich im Salzwasser die Imprägnierung vom Tuch früher als im Süßwasser, einen weitaus schädlicheren Einfluss nimmt hier aber das UV-Licht der Sonne!
  • Flysurfer Kiteboarding: Ich möchte nicht für alle Tuch-Typen der Welt sprechen, aber für die Tücher die wir verbauen, sowohl in Foilkites als auch Tubekites, konnte wir in unseren Labortests, so wie realen Alterungstest, wie wir sie öfter in Schulungen machen, noch nie einen Unterschied feststellen. Viel signifikanter für Alterung von Tuch ist u.a. Flattern im Wind, und UV-Strahlung. Also den Kite nicht überflüssig am Strand liegen lassen, steigert die Lebensdauer enorm.
  • Wainmann Hawaii: Nein, Sand tut das. Meist tritt Salz in Kombination mit Sand auf und daher der Irrglaube Salz schadet. Salz kann weder chemisch noch mechanisch das Tuch schädigen, Sandkörner meist zwischen Tuch und Maintube scheuert allerdings das Material dort durch.
  • Core Kiteboarding: Verweist auf die FAQs.

2. Was sind Stockflecken und schaden sie meinem Kite/Material bzw. vermindert es die Lebensdauer, wenn ich meinen Kite nass einpacke?

  • North Kiteboarding: Ein Kite sollte generell nicht nass gelagert werden, da er Schimmel ansetzen kann, was die Oberfläche des Tuches schädigt. Kleine Stockflecken sind aber eher ein optisches Problem.
  • JN Kites: Stockflecken sind Reaktionen von Bakterien mit dem hautähnlichem Tuch Luftabschluss + Feuchtigkeit  ( vor allem bei Süßwasser) + Wärme. Bin nicht ganz sicher aber nach meinen Erfahrungen entstehen Stockflecken vor allem im Süßwasser, kaum dagegen im Salzwasser. Und nein, sie schaden dem Kite nicht, sie sehen einfach nur hässlich aus. Uns würden sie ev. schaden wenn wir große Mengen davon essen ;-)
  • Flysurfer Kiteboarding: Was chemisch oder biologisch dabei genau passiert, kann ich als Ingenieur nicht genau beantworten. Wenn man einen Kite nass einpacken muss, sollte man ihn später wieder auspacken und trocknen um Stockflecken zu vermeiden.
  • Wainman Hawaii:Als Stockflecken bezeichnet man das Abfärben von unterschiedlichen Farbbahnen auf die benachbarten Bahnen, wenn Kites im nassen Zustand weggepackt werden. Dies kann leider sehr schnell passieren. da es sich nur um Farbpigmente handelt die auf andere Tuchpartien übertragen werden, ist die Schädigung rein optischer Natur, wenn der Kite rasch trocken gelagert wird.
    Da das Tuchmaterial der meisten Tubekite-Hersteller meist aus Polyester besteht, ist ein „Aufquellen“ der fasern nicht möglich, anders als bei Polyamidfasern, welche gerne im Tracktionkitebereich verwendet werden. auf jeden Fall schädigt die Feuchtigkeit die Schweißnähte der Bladders sowie die Verklebung der Ventile. Schon alleine deshalb sollten Kites nie lange feucht (und schon gar nicht warm) gelagert werden.
  • Core Kiteboarding: Verweist auf die FAQs

3. Hat mein Kite mit schwarzer Fronttube eine geringere Lebensdauer?

  • North Kiteboarding: Schwarz heizt sich stärker auf als alle anderen Farben. Abhängig von den äußeren Faktoren kann man schon sagen, dass eine schwarze Fronttube eine etwas kürzere Lebensdauer hat.
  • JN Kites: Nein, wir haben Versuche mit schwarzer LE auf schwarzem Blechdach in Sri Lanka gemacht. Die Kites sind dabei nicht geplatzt, eine mögliche größere Ausdehnung der Luft gegenüber anderen Farben dürfte so gering sein dass dies in der Praxis keine Rolle spielt.
  • Flysurfer Kiteboarding: Nein. Das haben wir definitiv in UV Alterungstests überprüft, es besteht kein signifikanter Unterschied zwischen den Farben von Dacron. Es gibt aber einige verschiedene Dacron Typen, die verschiedene Qualitäten und Alterungseigenschaften haben.
  • Wainman Hawaii: Nein, die Farbe schwarz ist der beste UV Stabilisator. schwarzes Tuch kann UV-Stahlung in Wärme umwandeln, das Material wird zwar heiß, aber die Strahlung selbst dringt nicht ins Gewebe ein und kann dort nicht für eine Aufspaltung der Molekülketten sorgen (Material wird brüchig). Somit sind schwarze Kites von Natur aus UV-beständiger als Kites in hellen Farben. Zusätzliche UV-Stabilisatoren und Beschichtungen können diesen Effekt minimieren, aber trotzdem wird ein ansonsten völlig gleich vorbehandeltes schwarzes Tuch, ein helles immer um längen schlagen. Jeder kann den Test selbst für sich machen, befestigt etwas mit schwarzen und transparenten Kabelbindern an einem sonnigen platz und schaut welcher Kabelbinder am Ende des Sommers noch hält...
  • Core Kiteboarding: Verweist auf die FAQs

4. Größeres Board oder größerer Kite, wie komme ich früher aufs Wasser?

  • North Kiteboarding: Mit einem größerem Board.
  • JN Kites: Mit beidem, das Board spielt hier allerdings definitiv die größere Rolle – Beispiel Hydro-Foil!
  • Flysurfer Kiteboarding: Beides ist natürlich am besten! Aber die Frage klingt schon in die Richtige Richtung: mit einem größeren Board kann man oft mehr herausholen als mit einem Quadratmeter hin oder her. Am besten leistungsstarke Boards, mit größeren Finnen wie z.B. Freerace Boards, Raceboards oder Hydrofoils. Diese sind nochmal viel widerstandsärmer als normale Twintips, und gehen entsprechend bei weniger Wind los, oder bei gleichem Wind schon mit kleineren Kites.
  • Wainman Hawaii: Ein angleitstarkes Board hilft im Normalfall mehr als ein grösserer Kite. Die Fläche (Größe) des Boards ist ein wesentlicher Faktor für frühes angleiten, jedoch gibt es auch andere Shape-Merkmale die das Angleitverhalten positiv oder negativ beeinflussen. Verallgemeinernd kann man aber die aussage schon stehen lassen, dass grössere Boards mehr Auftrieb und damit mehr Angleitleistung bringen. Große Kites müssen auch erst eine gewisse Fluggeschwindigkeit aufbauen um ihre Zugkraft aufzubauen. Wenn ein zu kleines Board das durch zu wenig Auftrieb verhindert, kann auch der große Kite keine Wunder bewirken.
  • Core Kiteboarding: Verweist auf die FAQs

5. Zerstört zuviel Sonneneinstrahlung das Tuch meines Kites?

  • North Kiteboarding: Ja, UV schädigt jedes Material.
  • JN Kites: Auf jeden Fall! Das Tuch verliert im Alter an Leistung weil es immer poröser wird, immer mehr Luft durchlässt. Die UV-Strahlung beschleunigt dieses Prozess! Ganz schlimm auch die bei Starkwind „geparkten“ Kites, flattert das Tuch im Wind verschleißt es wesentlich schneller! Paragleit-Schirme müssen alle 2 Jahre zum Sicherheits-Check wo u.a. die Porösität vom Tuch gemessen wird. Einen einfachen Porösitäts-Test kann jeder selbst durchführen in dem er einen Wassersack mit dem Tuch bildet und schaut wie viel Wasser in einer bestimmten Zeit durchfließt, das selbe dann mit der gleichen Menge Wasser zum Vergleich mit einem neuen Kite versuchen.
  • Flysurfer Kiteboarding: Absolut. Sonnenstunden lassen das Tuch messbar altern, in der Reißfestigkeit, so wie  in der Porosität. Also den Kite nicht überflüssig am Strand liegen lassen, steigert die Lebensdauer enorm.
  • Wainman Hawaii: Ja, Sonneneinstrahlung schädigt die Molekülketten von Kunststoffen. die Langkettigen werden in kürzere aufgespaltet und daher wird das Material brüchig. 
  • Core Kiteboarding: Verweist auf die FAQs

6. Beeinflusst die Kiteleinenlänge die Low-Windeigenschaften meines Kites?

  • North Kiteboarding: Unbedingt. Eine Leinenlänge von 27m für den untersten Windbereich ist ideal.
  • JN Kites: Defintiv, je länger die Leinen desto größer der Aktionsradius vom Kite. Beim Sinus-Fliegen zum Angleiten ein immenser Vorteil. Er wird dabei allerdings auch träger.
  • Flysurfer Kiteboarding: Ja, v.a. wenn man Hochleistungsboard fährt, wie Freerace-Boards, Raceboards oder Hydrofoils. Hier geht es primär darum die Angleitschwelle zu überwinden, und längere Leinen geben einem mehr Powerzone zum Zug aufbauen. Nachteilig an langen Leinen kann sein, dass man bei Twintips merkt, dass der Kite schlechter Höhe fährt. (Bei Hochleistungsboards, siehe zuvor, spielt das ohnehin keine Rolle). Zu lange Leinen können auch das Timing beim Springen schwieriger machen, man muss länger die Kante halten bis der Kite nach oben geflogen ist.
  • Wainman Hawaii: Ja und zwar wegen 2erlei Effekte. Zum einen ist der Wind in höheren Luftschichten stärker und weniger verwirbelt. Zum anderen ist der Powerdive bei langen Leinen länger. Dadurch können 2-3 m längere Leinen durchaus einen deutlichen Unterschied im Lowend bewirken.
  • Core Kiteboarding: Verweist auf die FAQs

7. Explodiert mein Kite, wenn ich ihn zu stark aufpumpe?

  • North Kiteboarding: Natürlich… Ein Kite sollte nicht über 7PSI aufgepumpt werden.
  • JN Kites: Ja, wenn mit Kompressor gepumpt wird auf jeden Fall. Mit einer Kitepumpe schafft man in der Regel nicht mehr als 8 – 9 PSI, dabei passiert nichts.
  • Flysurfer Kiteboarding: Kommt auf den Kite an, aber unsere nicht. Wir pumpen testweise auf bis man mit Körpergewicht die Pumpe nicht mehr drücken kann! Dazu harte Crashtests. So finden wir jede Schwachstelle. Unsere Nähte und Verstärkungen sind hier auf einem sehr guten Level, ohne eine Vorbeschädigung bekommt man eine Tube nicht zum Platzen.
  • Wainman Hawaii: Ja, das soll durchaus schon vorgekommen sein. 
  • Core Kiteboarding: Verweist auf die FAQs

8. Verändert falsches aufpumpen die Flugeigenschaften meines Kites? Und was ist richtig?

  • North Kiteboarding: Ein Kite sollte 6PSI haben um genügend strukturelle Stabilität zu haben. Natürlich ist das von der Kitegröße und dem Durchmesser der LE anhängig. Ist der Kite nicht stark genug aufgepumpt, wird er sich verformen und schlechtere Flugeigenschaften aufweisen. Auch leidet das Handling stark darunter.
  • JN Kites: Natürlich! Richtig sind die Angaben der Hersteller im Ventilbereich, die liegen meist zwischen 6 – 7 PSI.
  • Flysurfer Kiteboarding: Ja, das kann je nach Kite Modell verschieden sein. Was die meisten am ehesten spüren werden, ist, dass sich ein weicher Kite beim Relaunch eher zusammen faltet, und schlecht wieder startet.
  • Wainman Hawaii: Zu wenig Druck bedeutet der Kite kann seine optimale Form nicht halten und verliert seine Leistung. Zu hart aufgepumpt bedeutet eine Überbeanspruchung der Nähte. Viele Hersteller geben an mit wieviel Druck die Kites aufgepumpt werden sollen, wenn man sich daran hält wird alles passen.
  • Core Kiteboarding: Verweist auf die FAQs

9. "Gefährliche 5te Leine" was ist da tatsächlich dran?

  • North Kiteboarding: Die 5te Leine ist ein sehr gutes Sicherheitsfeature, da der Kite symmetrisch über die Mitte auswehen kann.
  • JN Kites: Macht Selbstversuche mit div. 4- und 5-leiner Kites und bildet euch selbst ein Urteil! Ihr werdet draufkommen dass beide Systeme Vor- und Nachteile haben. Merke: Nicht der Kite oder dessen Bauteile sind gefährlich sondern immer der- oder diejenige der am anderen Ende an der Bar hängt!!! Wir versuchen wirklich alles bis zum Loop „foolproof“ zu machen, der größte Unsicherheitsfaktor hängt aber dahinter!
  • Flysurfer Kiteboarding: Es gibt Situationen wo der Kite „Durchkentert“. Z.B. klassischerweise während der fahrt den Kite frontal aufs Wasser Crashen, und mit dem Schwung noch in die schlaffen Leinen Fahren. Kann passieren wenn man sich schlecht anstellt, oder auch beim Wellenreiten. Dann dreht sich der Kite einmal durch. Bei einem 4 Leiner sind dann nur jeweils die Front- und Backline überkreuzt, der Kite fliegt aber noch normal und man kann zum Strand fahren. Mit 5th Line ist der Kite dann eingewickelt und schwierig wiederstartbar. Hoffentlich nicht zerschnitten.
  • Wainman Hawaii: Es gibt ohne Zweifel Situationen, da kann eine 5te leine durchaus den Kite schädigen (zB: invertieren in Wellen).  Ein kaputter Kite kann in manchen Szenarien zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Weshalb Wainman seine Rabbit-Kites ausschließlich mit 4 Leinen ausliefert. Beim maniaC kann die 5te durchaus Performance-Vorteile für manche Fahrer in manchen Situationen bringen. C-Kites werden aber im Normalfall nicht in Wellen geflogen. Trotzdem muss der Kiter selbst abwägen, für welches Material er sich in welchen Bedingungen entscheidet.
  • Core Kiteboarding: Verweist auf die FAQs

10. Warum kostet eine Kitepumpe mindestens € 30,-, ist hier tatsächlich Raketentechnik verbaut?

  • North Kiteboarding: Nein. Das Problem ist die geringe Stückzahl der Kitehersteller im Vergleich zu Lidl oder anderen Großmärkten. Es ist ein Unterschied ob man 5000 Pumpen bestellt oder 500.000, das schlägt sich auch auf den Preis nieder.
  • JN Kites: Ich hab mal in der Not eine Pumpe aus dem Baumarkt gekauft, da zahl ich liebend gerne 30,- für was Funktionelles!
  • Flysurfer Kiteboarding: Kommt auf die Pumpe an. Gute Kitepumpen unterschieden sich deutlich von billigen Baumarktpumpen, was einen höheren Preis im Aufbau erklärt, wie z.B. automatische Doppelhub / Einfachhub Umschaltung im Inneren, integriertes Barometer etc..
  • Wainman Hawaii: Raketentechnik war gestern, Pumpen setzten auf U-Boot Luftfahrt Hybrid-Technologie, und das kostet ;-)
  • Core Kiteboarding: Verweist auf die FAQs

Unser Dank für die tatkräftige Unterstützung geht an North Kiteboarding, JN Kites, Flysurfer Kiteboarding und Wainman Hawaii.

 

Neben den oben genannten Kite-Herstellern haben wir folgende Produzenten um Beantwortung der Kitemythen gebeten: Best Kiteboarding, Ozone Kites, Gaastra Kiteboarding, Slingshot Sports, Naish Kiteboarding, Cabrinha Kiteboarding.

Das könnte dich ebenfalls interessieren:

Kitespot Guide Mexiko - Kitesurfing - Kitesurfen - Kiteschule - Kitereisen - Kiteurlaub
Kitesurfen - Kitesurfing - Kitespot Guide - Kite Spotguide
Kitesurfen - Kitetypen - Kitebeach - Kiteurlaub - Kitereisen - kiten

comments powered by Disqus